Rotschenkel
Steckbrief
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Lebensraum: Europa bis Asien; Feuchtgebiete, Sümpfe und Moore
Sozialstruktur: monogame Saisonehe
Nahrung: vorwiegend tierisch: Insekten, Würmer und Weichtiere
Paarungszeit: März-April
Brutdauer: 21-31 Tage
Größe: Körperlänge 24-30 cm, Flügelspannweite 59-66 cm
Gewicht: 130-170 g
Höchstalter: 15-17 Jahre
Besonderheit: Der laute Ruf: ein lautes, flötendes „tjuu“ oder „tjüt“ mit jodelndem Charakter
Kennzeichen:
Der Rotschenkel zählt zu den Schnepfenvögeln. Er ist schlank, hat auffallend lange rote Beine und einen mittellangen roten Schnabel mit schwarzer Spitze. Das Gefieder ist bräunlich gefärbt mit einem weißen Keil auf der Rückenmitte. Die Brust ist hellbraun und der Bauch hell und stark gefleckt. Der Kopf ist dunkel gestrichelt und fällt durch den kurzen cremefarbenen Streifen über dem Auge sowie den weißen Augenring auf. Im Flug erkennt man eindeutig den breiten weißen Flügelhinterrand.
Lebensraum:
Der Rotschenkel lebt an Küsten und flachen Gewässern wie Mooren, Tümpeln und Feuchtwiesen in fast ganz Europa. Besonders häufig siedelt und brütet er in Salzwiesen. In Deutschland ist der Rotschenkel ein häufiger Brutvogel an der Küste und in größeren Ansammlungen vor allem im Bereich des Wattenmeers zu beobachten. Dem Wattenmeer kommt eine große Bedeutung als Brut- und Rastgebiet zu, ca. 25000 Rotschenkel brüten hier jährlich.
Der Rotschenkel ist ein Standvogel oder Kurz- bis Langstreckenzieher. Die Überwinterungsgebiete der Rotschenkel aus Nord-und Osteuropa erstrecken sich vom Mittelmeerraum bis nach Südwestafrika. Die Wattenmeer-Rotschenkel überwintern meist in Frankreich und Spanien, während die im Winter im Wattenmeer anzutreffenden Vögel hauptsächlich aus Island stammen. Sie sind etwas robuster und meist in kleinen Trupps anzutreffen.
Der Rotschenkel ist stark vom Rückgang geeigneter Bruthabitate betroffen. Eindeichung, Entwässerung und Austrocknung von Salzwiesen und Feuchtgebieten, Intensivierung der Landwirtschaft, Grundwasserabsenkung und Torfabbau haben in weiten Bereichen seines Verbreitungsgebietes zu Bestandsrückgängen geführt. Hinzu kommen Verluste von Gelegen und Jungvögeln durch frühe Ernten.
Rotschenkel sind mittlerweile in Deutschland stark gefährdet (Rote Liste Deutschland 2020), weil sich Wiesenlebensräume durch landwirtschaftliche Nutzung weiter verschlechtert haben.
Nahrung / Jagdweise:
Die Nahrung des Rotschenkels besteht vorwiegend aus tierischer Kost: Insekten, Würmer, Schnecken, Krebstiere, kleine Muscheln und andere Weichtiere werden häufig gefressen. Manchmal erbeutet er auch kleine Fische. Mit seinem Schnabel stochert der Rotschenkel im flachen Wasser. Seine Nahrung findet er pickend und sondierend. Im Watt durchpflügt er auch die Oberfläche mit weit geöffnetem Schnabel. Um die Umgebung abzusichern, heben die Vögel dabei häufig ihre Köpfe und wirken deshalb etwas hektisch. Während der Rotschenkel im Binnenland überwiegend tagaktiv ist, ist die Nahrungssuche an der Küste zum Teil tidenabhängig.
Fortpflanzung:
Der Rotschenkel ist ein Bodenbrüter. Mit zwei Jahren sind die Rotschenkel geschlechtsreif und brüten jedes Jahr von April bis Juli am selben Ort. Es wird eine kleine Nistmulde auf dem Boden gut in dichter Vegetation versteckt gebaut, in welche das Weibchen drei bis fünf Eier legt. Beide Partner bebrüten abwechselnd das Gelege. Nach drei bis vier Wochen schlüpfen die Jungen. Die Jungvögel sind Nestflüchter und werden, sobald sie gut laufen können, von den Altvögeln an den Wattrand oder zu Lachen im Grünland geführt zur Nahrungssuche. Nach drei Wochen beginnen die Jungvögel mit den ersten Flugversuchen.
Der Rotschenkel bewacht seinen Brutplatz, indem er auf hohen Zaunpfählen sitzend Ausschau nach Fressfeinden hält. Sobald Gefahr droht, gibt der Altvogel Warnrufe von sich und die Küken verstecken sich im dichten Gras.
Besonderheiten:
Der laute Ruf des Rotschenkels ist vor allem auf den Nordseeinseln gut zu hören: ein lautes, flötendes „tjuu“ oder „tjüt“ mit jodelndem Charakter. Während des Brutgeschäfts stößt er häufig über einen längeren Zeitraum ein schimpfendes „tjikttjikt“ aus.